Einführung in den NSU-Komplex (Carolin Juler)

Start: 16 Uhr (ca. 3 Stunden / approx. 3 hours)
Ort (Location): Weinholdbau Reichenhainer Str. 70 (2/N101)

Raumfinder TU Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/verwaltung/technik/luos/raum.html

Referent*in: Carolin Juler (freiberufliche Bildungsreferentin mit Schwerpunkt NSU-Komplex, Rechte Szene in Chemnitz und Südwestsachsen)
 
Über ein Jahrzehnt hat eine neonazistische Terrorgruppe weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit und unbehelligt von den Ermittlungsbehörden ein Netzwerk in Sachsen aufgebaut. Die Gruppe und ihre Unterstützer*innen führten eine rassistische Gewaltkampagne, die zehn Menschen das Leben kostete, zahlreiche weitere – zum Teil schwer – verletzte und noch viele mehr in Trauer, Leid, Angst oder Unsicherheit zurückließ. Gestoppt wurde die Gruppe nach einem gescheiterten Banküberfall und nicht, weil die Behörden der Gruppe nach ihren Anschlägen auf die Spur gekommen wären. Die Ermittler*innen folgten vor allem eigenen und strukturellen rassistischen Vorurteilen und gingen nahezu ausschließlich vermeintliche Spuren im direkten Umfeld der Opfer nach. Die Strukturen des rechten Terrors bestehen bis heute fort. Die Vorstellungen von der Ungleichwertigkeit der Menschen sind weiterhin alltäglich. Das haben die letzten Monate deutlich gezeigt. Der neonazistische Mord an Walter Lübcke in Kassel, der antisemitische Anschlag in Halle, der rassistische Anschlag in Hanau – sie verweisen auf die ungebrochene Virulenz rechter Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland. Die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung ist dem immer noch nicht angemessen. Ziel des interaktiven Workshops ist das Kennenlernen und Sichtbarmachen der
Betroffenenperspektive von Opfern rechter Gewalt, insbesondere der Opfer NSU. Anhand verschiedener Methoden und Gesprächen sollen Migrationsgeschichten und -gegenwarten in den Vordergrund gestellt werden und Fragen wie: Warum spricht man von einem ‘Komplex’? Wer waren die Opfer? Welche Rollen spielen die Ermittlungsbehörden? und Was kann der:*ie Einzelne gegen das Vergessen unternehmen? Sollen gemeinsam aufgearbeitet und beantwortet werden.
 
For over a decade, a neo-Nazi terrorist group built a network in Saxony largely unnoticed by the public and unchallenged by investigating authorities. The group and its supporters led a campaign of racist violence that cost the lives of ten people, injured numerous others – some seriously – and left many more in grief, suffering, fear or uncertainty. The group was stopped after a failed bank robbery and not because authorities were on to the group after their attacks. Investigators primarily followed their own and structural racist prejudices and almost exclusively pursued supposed leads in the victims’ immediate environment. The structures of right-wing terror continue to exist today. The ideas of the inequality of people continue to be commonplace. The last few months have clearly shown this. The neo-Nazi murder of Walter Lübcke in Kassel, the anti-Semitic attack in Halle, the racist attack in Hanau – they all point to the unbroken virulence of right-wing violence in the Federal Republic of Germany. The social and political debate is still not adequate to this. The goal of the interactive workshop is to get to know and make visible the
perspective of victims of right-wing violence, especially the victims of the NSU. With the help of different methods and discussions, migration stories and experiences will be brought to the fore and questions such as: Why do we speak of a ‘complex’? Who were the victims? What roles do the investigating authorities play? and What can the:*individual do against forgetting? are to be worked through and answered together.
 
~ In Kooperation mit dem Ring politischer Jugend Sachsen e.V. ~